Jenny Renner beim Podium „Tagesschau mal QUEER?!“
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) setzt sich nicht nur für die Interessen von Schwulen und Lesben ein, sondern auch für Bisexuelle, trans – und intergeschlechtliche Menschen. Diese Vielfalt soll und muss sich auch in den Medien widerspiegeln. Dazu gehört auch die Repräsentation von LSBTI in den Rundfunk – und Fernsehräten.
Jenny Renner, Vorstandsfrau der LSVD Thüringen, ist die bundesweit erste Vertretung der LSBTI im ZDF-Fernsehrat. Das erregte ziemliche Aufmerksamkeit.
Wir haben Jenny Renner zu unserer Podiumsdiskussion „Tagesschau mal queer?!“ des Medienkongresses #Gendermania? eingeladen. Um vorab mehr von Ihr und über Ihre neue Position in der Medienwelt zu erfahren, haben wir dieses Interview geführt.
Wie genau sind Sie auf den ZDF-Fernsehrat gestoßen?
Der „Bundes“-LSVD hat zusammen mit den Landesvertretungen des LSVD darauf verwiesen, dass es dringend an der Zeit sei, eine Vertretung unserer Community auch im Fernsehrat zu verankern. Der Freistaat Thüringen hat sich bereit erklärt, einen entsprechenden Vorschlag zu machen – und nach einem ordentlichen Bewerbungsverfahren erhielt der LSVD Thüringen den Zuschlag durch den Landtag. Nach Rücksprache mit dem LSVD Bundesverband wurde ich dann als Vertreterin benannt.
Ich habe mich über diese Benennung sehr gefreut. Die Abbildung gesellschaftlicher Realitäten ist gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von großer Bedeutung. Dort fehlt es derzeit noch an der nötigen Sensibilität, LSBT*IQA -Themen zu platzieren bzw. diese auch realitätsnah und diskriminierungsfrei darzustellen.
Am 08. Juli 2016 war die erste ZDF-Fernsehrat-Sitzung für Sie. Wie waren Ihre Eindrücke?
Natürlich ist es nicht einfach, sich zwischen profilierten Menschen aus Politik und Gesellschaft auf Bundesebene zu behaupten und auch ernst genommen zu werden. Bisher haben sich aber alle Mitglieder, mit denen ich Kontakt hatte, sehr offen gezeigt. Nun gilt es, inhaltlich zu punkten und auch klare Kante zu zeigen bei wichtigen Themen sowie eigene Ideen zu platzieren.
Eine gelungene Vertretung hängt aber auch von der Kritik und den Anregungen in der Community ab. Ich baue schon darauf auch von außen viele Mitarbeitende zu finden, denen die Darstellung von LSBT*IQA in den Medien ein Anliegen ist.
Setzen Sie eigene Themenschwerpunkte, die schon seit Jahren unbedingt umgesetzt werden müssten?
Ich möchte erst einmal innerhalb des Gremiums für Themen rund um LSBT*IQA sensibilisieren und im Umgang damit ein wenig Normalität schaffen. Allein dies ist Voraussetzung dafür dann auch eigene Ideen durchsetzen zu können.
Eine gendergerechte Sprache ist zum Beispiel das, was ich gern nach und nach anregen möchte. Auch wird das Schwul- oder Lesbischsein häufig auf Sex und eine angestrebte Familienplanung reduziert. Hier würde ich gerne mehr Facetten dargestellt bekommen mit dem Verweis, dass es eben nicht unnormal ist heutzutage eine andere sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität zu besitzen.
Vielleicht ist es eine Utopie, dass es irgendwann möglich sein wird, den Menschen zu sehen, ohne sich fragen zu müssen, welcher Sexualität er sich zugehörig fühlt und es keine Diskriminierung diesbezüglich mehr gibt. Denn genau dann sind wir an dem Punkt angelangt, an dem man überhaupt keine Vertretung mehr benötigt. Aber davon sind wir Lichtjahre entfernt. Und das nicht nur in den Medien.
Sie sind seit 2008 im Vorstand des Thüringer Lesben- und Schwulenverbandes. Rückt diese Position momentan in den Hintergrund?
Natürlich kommen durch die Tätigkeit im ZDF-Fernsehrat einige neue Anfragen hinzu, seien es Interviews, Vorträge oder die Teilnahme an Podien. Auch die Arbeit rund um den Fernsehrat nimmt natürlich einiges an Zeit in Anspruch. Ich versuche hier aber ein gesundes Mittelmaß zu finden mit den anderen Aufgaben. Ein gutes Zeitmanagement ist da sehr wichtig und sicher muss ich nun einige Dinge auch vorbereiten lassen oder an Andere delegieren. Allein die Arbeit im Bereich LSBT*IQA könnte eine Woche mit mir gut füllen. Aber bisher bekomme ich alles ganz gut hin.
Wir bedanken uns für das Interview und freuen uns auf Ihren Vortrage und die Podiumteilnahme am Samstag, den 27|08|2016 um 10.00 Uhr an der HU-Berlin.
weitere Infos und Tickets finden Sie hier.
Interview: Eleonora Han