LiMA16: Aufruf zum #hegemoniehacken !

#hegemoniehacken

Posten, Teilen, Freunde werden. Was erst einmal solidarisch klingt, ist Teil einer neuen Kommerz-Kultur, die mittlerweile unser Alltagsleben bestimmt. Machen wir uns nichts vor: Im Netz reproduzieren sich die Machtverhältnisse unserer Gesellschaft. Die anfängliche Hoffnung, das Internet gebe sozial Schwachen, Minderheiten und Ausgegrenzten eine Stimme oder stelle gar einen demokratischen Neuanfang dar, sehen viele Medienschaffende und Aktivisten mit Skepsis. Denn auch das Internet wird über weite Strecken von Konzernriesen wie Facebook und Twitter oder Unternehmen wie Apple, Microsoft und Google beherrscht.

Welche Folgen es hat, wenn diese neuen Gatekeeper bis in unsere Wohnzimmer reichen und im Privatleben von uns allen mitmischen, wird auch von sozialen Bewegungen kaum kritisch hinterfragt. Im Vordergrund stehen die vielen Möglichkeiten, die diese neuen Technologien, Softwareentwicklungen und Programme uns im Alltag bieten. Es ist oft einfach „praktisch“ und im besten Falle noch „umsonst“. Die sogenannten Facebook-Revolutionen – darunter wurde bspw. der Arabische Frühling gezählt – sind am Ende einmal mehr Werbung für ein börsennotiertes Unternehmen, das rassistischen Inhalten weniger Gewicht beimisst als nackten Brüsten.

Soll man der Politik vertrauen, dass sie dieses #Neuland fair und transparent beackert? Momentan sieht es eher danach aus, als bedrohe die EU die Netzneutralität. Ende des Jahres soll die neue Datenschutz-Grundverordnung der EU beschlossen werden. Der Streit geht um die Nutzung personenbezogener Daten durch Unternehmen und öffentliche Stellen – wird den Unternehmen nachgegeben, dem Kontrollwahn öffentlicher Behörden oder wird die informationelle Selbstbestimmung den Sieg davontragen?

Wird das Netz mit all den bereits entstandenen Open-Source-Projekten künftig noch ein Ort der Öffentlichkeit sein, frei von jeder Kapitallogik? Ist die Idee einer „Liquid Democracy“ noch zu retten? Oder ist der Blick ins Netz und in die sozialen Medien nur noch einer in eine große Werbe- und Geldvermehrungsmaschine? Bei einer von Medienkonzernen und Lobbygruppen dominierten öffentlichen Meinung scheint es schwierig, die großen Erzählungen zu kapern und umzuschreiben.

Foto und Text stehen unter CC-BY-SA 3.0