Auch für eine „Linke Medienakademie“ gehören sich einige formale Rituale. Am Abend des ersten Tages eröffnete Tilo Hejhal, seines Zeichens LiMA-Vorsitzender, die #LiMA15 in Berlin. Angesichts der vielen erfolgreich durchgeführten Veranstaltungen zeigte sich Hejhal vor dem gut besuchten Plenum zuversichtlich, dass die diesjährige Akademie ein Erfolg werde.
Er betonte das Ziel der LiMA, Weiterbildung im Medienbereich in einem für Interessierte akzeptablen finanziellen Rahmen zu ermöglichen. Angesichts der anhaltenden großen Nachfrage liege hier der Schwerpunkt der aktuellen Akademie. Im Herbst werde es in der Humboldt-Universität eine weitere LiMA-Akademie mit dem Fokus auf Medienrecht und Medienpolitik geben.
Als Beleg für die Aktualität des diesjährigen Mottos der LiMA „De-Fragmentierung“ verwies Hejhal auf die aktuellen Kontroversen um das „Stinkefinger-Video“ des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis. Weder Online-Medien noch Print-Medien alleine könnten „angesichts der Fragmentierung des medialen Bewusstseins“ eine wahrhaftige Berichterstattung garantieren. „Das Vernetzen der Medien ist wichtig, damit wir, linke Medienmacher, nicht fragmentiert durch die Welt laufen“, so Hejhal. Die LiMA leiste genau hier einen Beitrag.
Im Anschluss folgte eine Vorführung des Dokumentarfilms „Welcome Goodbye“. Der allein durch Crowdfunding finanzierte Streifen widmet sich dem schwierigen Verhältnis von BerlinerInnen und den jährlich zunehmenden Besuchermassen.
Gekonnt nüchtern lässt Regisseurin Nana Rebhan „Tourismuskritiker“, Tourismus-Verantwortliche und auch die Touristen selbst zu Wort kommen. Der Betreiber eines Musikgeschäftes in Kreuzberg klagt über Besucherhorden, die den Laden stürmen und grußlos alles betatschen würden. Eine Kreuzberger Künstlerin berichtet mit Empörung, wie ohne Achtung der Privatsphäre „50 Muttis aus Stuttgart“ die begrünten Hinterhöfe okkupierten.
Ein Tourismusmanager hält es dagegen für absurd, dass sich „Leute, die vor 10 Jahren hier auch neu waren“ nun als „Oberberliner“ aufspielen würden. Aufgrund der Kriegszerstörung und der Teilung sei Berlin lange von den touristischen Landkarten verschwunden gewesen. In ihren Kiezen gemütlich gemacht, hätten zirka zehn Prozent der Einheimischen nun Probleme, sich mit der neuen Rolle von Berlin als Weltstadt anzufreunden. Paul, regelmäßiger Partytourist aus San Francisco, zeigt sich derweil von der Hauptstadt begeistert. „Es gibt wenige Städte, die so euphorisierend sind“, verkündet er, bevor es weiter durch die Nacht geht.
Ein Besuch der Linken Medienakademie steht noch nicht auf seinem Besuchsprogramm. Aber das kann ja noch werden.
Infos zum Film: Welcome Goodbye