Freitag 01 April 11:00 bis 17:00
Onlineworkshop
Nach Hanau, Black Lives Matter und der „Letzen Instanz“ brauchen wir neue Perspektiven in den deutschen Medien. Die Expertise von Journalist*innen of Color in Deutschland war selten so gefordert wie in diesen Zeiten – und doch stellt diese Rolle eine Gratwanderung dar. Das mediale Interesse zum Thema Rassismus im Zuge der BLM-Proteste im Sommer 2020 schürte in uns Verwirrung, Hoffnung und dann wieder Frustration. Denn trotz des gewachsenen Interesses kam die Rassismusdebatte in Deutschland nicht weiter. Nach dem Sturm ging’s „back to business as usual“. Es wurde sogar schlimmer: Medien kürten „Identitätspolitik“ zum neuesten Lieblingsthema. Immer wieder ist es ein Spagat, den Journalist*innen of Color meistern müssen, wenn das Thema Rassismus überhaupt in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt.
Stets werden wir dazu aufgefordert, unsere Erfahrungen mit Rassismus stellvertretend für alle Menschen of Color auszupacken und zur Schau zu stellen. In Ausnahmefällen laden Redaktionen Menschen of Color anderer Metiers zum Interview oder in Polit-Talkshows ein. Doch diese Formate arten dann zu einem regelrechten „Betroffenheitsporno“ aus. Sie sollen schön von ihren Erfahrungen mit Rassismus erzählen, damit sie im nächsten Zug mit Sätzen wie diesen widerlegt werden: „Also diese Erfahrung mit Polizisten mache ich ja nicht.“ Im beliebtesten Szenario werden schlichtweg keine B*IPoC-Gäste eingeladen und weiße Menschen unter sich diskutieren darüber, wie sinnlos sie die Abschaffung der Z-sauce oder des N-Wortes finden. Unsere Forderungen, mehr Menschen of Color zu Wort kommen zu lassen, beginnen dann vom Neuen – und der (Teufels)Kreis schließt sich.
Was können wir tun, um die Rassismusdebatte voranzubringen? Wie kommunizieren wir unsere Forderungen adäquater? Wie gehen wir als Journalist*innen of Color mit unserer Doppelrolle um? Und wer ist überhaupt dieses „Wir“ – was sind die Grenzen des „Wir“? Der Workshop eröffnet einen Raum zum Austausch im safe(r) space. Es werden gemeinsam Handlungsstrategien gebildet und reflektiert. KurzBeschreibung: Nach Hanau und Black Lives Matter brauchen wir neue Perspektiven in den deutschen Medien. Die Expertise von Journalist*innen of Color in Deutschland war selten so gefordert – doch ist es eine Gratwanderung. Was können wir tun, um die Rassismusdebatte voranzubringen? Eine Werkstatt im safe(r) space.
Teilnahmevoraussetzungen
Der Workshop richtet sich an Menschen of Color /B*IPoC, die im Journalismus oder mit Medien arbeiten. Er ist als Austauschraum und safe(r) space konzipiert. Interessierte bitten wir bei der Anmeldung mitzuteilen, wie sie sich selbst positionieren (Schwarz, Person of Color, mit Fluchterfahrung etc.) und warum sie am Workshop teilnehmen möchten (optional). Damit ein vertrauensvoller Austausch im Online-Workshop gewährleistet ist, sind Teilnehmende gebeten, mit Laptop, Webkamera und ggf. Headset ausgestattet zu sein.
Lernziele
- Teilnehmende lernen, wie sie die Berichterstattung zum Thema Rassismus voranbringen können
- Teilnehmende lernen, wie sie sich ihrer eigenen Positionierung in der rassistischen Gesellschaft bewusst werden und diese reflektieren können
- Teilnehmende lernen, wie sie durch Empowerment und Powersharing strategische Allianzen schaffen können
Referent*in
Thuy-An Nguyen
Wenn du dieses Seminar buchst könnten folgende Veranstaltungen für dich besonders interessant sein:
- Diskriminierungssensibles Schreiben
- Ciao, Objektivität: Politische Themen persönlich erzählen
- Pressearbeit für linke Aktivist*innen